So entstand Sinnestaumel

Eine Reportage auf 3SAT

Wir über uns

Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung – für Detailbegeisterte und alle, die sich für unsere Ziele und Hintergründe interessieren, wird es weiter unten ausführlicher…
Im September 1995 organisierten Patricia Brettschneider und Matthias Lüning zusammen mit einigen engagierten Künstlern eine erste große Schwarzlichtausstellung in Hamburg mit dem Titel Sinnestaumel, die große positive Resonanz zog die Gründung einer Gesellschaft zur Förderung freischaffender Künstler gleichen Namens nach sich (Sinnestaumel GbR, 27.11.1995).
Das Programm wurde immer umfassender und sprengte schließlich den Rahmen der Gesellschaft; der Verein Sinnestaumel Hamburg e.V. wurde gegründet (31.8.97).
Die Arbeit von Verein und Gesellschaft besteht natürlich nach wie vor in der Förderung und Unterstützung (Hamburger) Nachwuchskünstler und neuer Kunstrichtungen, doch ist die Kinder- und Jugendarbeit aus gegebenem Anlass inzwischen stark in den Vordergrund getreten.
So bietet Sinnestaumel unter anderem ein umfassendes Hilfspaket für Kids und Eltern mit Kommunikations- und Verständnisschwierigkeiten an sowie Hilfen für Kinder und Jugendliche in echten Notsituationen.
Mit besonderer Vorliebe allerdings verknüpft Sinnestaumel Künstlerförderung und Jugendarbeit, wo immer sich die Möglichkeit bietet: zum Beispiel durch das umfangreiche Angebot an kreativen Kursen und Workshops, aber auch bei der Kreation und Ausarbeitung der innovativsten Kinderspiele, die dem mobilen Programm zugute kommen.
Das mobile Kinderprogramm (Sinnestaumel Outdoors!), ein attraktives und günstiges (kostendeckendes) Angebot für alle Kindergärten etc., nimmt einen großen und festen Raum in der Vereinsarbeit ein.

Projekte

Was wir schon so alles gemacht haben.

„Sinnestaumel“, Techno-Art; Schwarzlichtausstellung
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 1995

„Kai Braun -Retrospektive“; Ausstellung (Sinnestaumel GbR)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
April 1996

„O Tempora, O Mores“, Techno-Art-Party (Sinnestaumel GbR)
Grünspan, Große Freiheit 58, 22767 Hamburg
15. April 1996

„Fluorelysium – Maxi“, Schwarzlichtausstellung (Sinnestaumel GbR)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
April 1997

„Ein Haus für Sinnestaumel !?“, Präsentationsausstellung (Sinnestaumel GbR)
Ehemaliges Bankhaus Fischer, Fuhlsbüttler Str. 350, 22307 Hamburg
September 1997

„Druckluft-Impressionen – Airbrush-Art Design – Andreas Tenbruck“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
November 1999

„Licht-Blicke – Natascha Mokhber“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
Mai 2000

„Prall in Farbe – Bilder und Skulpturen v. Petra Ehrig“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2001

„Kosmische Perspektiven – Lutz Busching“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2002

„Jetzt und andere Augenblicke – Angéla Hansen“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2003

„Die phantastischen Welten des Bastian Raiss“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2004

„Kinder malen die Stadt der Zukunft“, Ausstellung (Sinnestaumel Hamburg e.V.)
Jubiläums-Malwettbewerb für Kindergärten etc.
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
Dezember 2004

„HIGHLIGHTS“, Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
10 Jahre Sinnestaumel in der „Zinnschmelze“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2005

„Stardust – Druckluft-Impressionen II“ Airbrush-Art Design – A. Tenbruck Ausstellung (Sinnestaumel GbR/ e.V.)
Projektreihe: „Jungen Künstlern eine Chance“
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg
September 2006

 

„1. Bramfelder Kunsthandwerkermarkt im ZEBRA“, Kunsthandwerkermarkt (Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
27. September 1998

„Sinnestaumel – Lichterfest“, Weihnachtsmarkt (Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
13. – 20. Dezember 1998

„2. Bramfelder Kunsthandwerkermarkt im ZEBRA“, Kunsthandwerkermarkt
(Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
28. März 1999

„3. Bramfelder Kunsthandwerkermarkt im ZEBRA“, Kunsthandwerkermarkt
(Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
September 1999

„Sinnestaumel – Lichterfest II“, Weihnachtsmarkt (Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
8. – 13. Dezember 1999

 

Schaufensterausstellung „Bramfelder Apotheke“ (Sinnestaumel GbR)
Projektreihe: „Kunst im Alltag“
Bramfelder Apotheke, Bramfelder Chaussee 187, 22177 Hamburg
Januar/ Februar 1996

Schaufensterausstellung „ZEBRA“ (Sinnestaumel GbR/ Sinnestaumel Hamburg e.V.)
Projektreihe: „Kunst im Alltag“
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
April 1996 bis Dezember 1999, alle 4 – 6 Wochen wechselnd

 

„Sinnestaumel Outdoors!“, Sonderprogramm für Kinder
(Sinnestaumel Hamburg e.V./ Sinnestaumel GbR)
Div. Kindertagesstätten, u.a. Kita Schlicksweg, Vizelinstrasse, Monetatraße, Rappelkiste, Rübenkamp, Hohenbuchen… , Betriebsfeste, u.a. TetraDur…, und andere Einrichtungen, u.a. Aspria GmbH, DESY…
Seit Januar 2000

„Hamburger Kitalympics“
(Sinnestaumel Hamburg e.V./Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten gGmbH)
Lustiges Sportfest für Vorschulkinder.
Seit August 2010 (Alle 2 Jahre)

„Kids vs. Adults/ Adults vs. Kids“, Hilfsprogramm für Kinder, Jugendliche und Eltern
(Sinnestaumel Hamburg e.V.)
Seit Januar 2006

 

Präsentationen:

„LernArt – die andere Bildungsmesse“ (Handelskammer Hamburg)
Umfangreiche Präsentation Sinnestaumel GbR/ Sinnestaumel Hamburg e.V.
Handelskammer Hamburg (Großer Börsensaal), Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg
17./ 18. Mai 1999

„2. Hamburger Kulturbörse“ (Handelskammer Hamburg)
Präsentation Sinnestaumel Hamburg e.V.
Handelskammer Hamburg (Großer Börsensaal), Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg
17./ 18. Mai 1999

„Lange Nacht der Museen“ (Museum der Arbeit)
Kinderprogramm auf dem Hof (Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg)
April/ Mai 2001/ 2002/ 2003/ 2004/ 2005/ 2006/ 2007/ 2008 …

Kursprogramm (Sinnestaumel Hamburg e.V.)
AKH Barmbek, Haus 4/ EKZ ZEBRA
Januar 1998 – März 2001

„Kiddi-Citti“, Mini-Cart-Bahn/ Jugendtreff (Sinnestaumel GbR/ Sinnestaumel Hamburg e.V.)
ZEBRA – Einkaufszentrum Bramfeld, Bramfelder Chaussee 1, 22177 Hamburg
Dezember 1999 – Dezember 2000

Gesellschaftsgründung: 27. November 1995, Vereinsgründung: 31. August 1997

Das Sinnestaumel-Prinzip

Eine etwas andere Methode der Pädagogik

Die Erziehung von Kindern und Jugendlichen hatte und hat die unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Viele kluge und weniger kluge Leute haben sich mit diesem Thema beschäftigt und sind zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gelangt.
Es sind ungezählte Abhandlungen, Bücher, Arbeiten zum Thema Pädagogik geschrieben, gelesen, befolgt oder verworfen worden, für gut oder schlecht befunden und vielfach erprobt an den unschuldigen Versuchsopfern: den Kindern. Und eigentlich wollten wir dem auch nicht noch ein weiteres Konzept hinzufügen.
Erstaunlich sind die Schwankungen von einem Extrem ins andere – disziplinarischer Drill inklusive Uniformierung auf der einen, selbstbestimmtes Lernen und antiautoritäre Umgangsformen bis zur Selbstverleumdung auf der anderen Seite. Und während sich die Theoretiker in endlosen Debatten nicht einig werden, welche Erziehungs- und Bildungsform die „Eine und Wahre“ ist, gehen draußen auf den Straßen der Realität die Kids reihenweise vor die Hunde, die Probleme häufen sich, Eltern und Betreuer werden alleingelassen und resignieren, und eine Lösung, wäre sie denn in Sicht, käme für die meisten mal wieder zu spät.
Was kaum gepredigt oder gar gelebt wird, ist eine schlicht normale, ursprüngliche Erziehung, die sich an der Praxis und nicht an der Theorie ausrichtet, den Kindern und Heranwachsenden sowohl Halt und Orientierung als auch alle Möglichkeiten der Selbstfindung und Entfaltung bietet. Und die den Kindern erlaubt, Kind zu sein. Denn seien wir mal ehrlich – wir muten unseren Kinder ganz schön was zu! Nicht nur, dass zumindest die Stadtkinder unter ständiger Reizüberflutung leiden (die Stadt wird nie wirklich still oder dunkel), wir schleppen sie ziemlich rücksichtslos durch einen stressgeprägten Alltag, der selbst für Erwachsene oft nicht zu bewältigen ist. Und dann erwarten wir, dass die Lütten (Pisa-Panik sei Dank) möglichst bereits im Vorschulalter Lesen, Schreiben, Rechnen lernen, und vielleicht auch noch eine oder zwei Fremdsprachen! Nichts gegen die Idee, gewisse Vorbereitungen zu fördern – Kinder sind Wissbegierig, und Bilingualität ist, solange sie nur zum „Spaß“ stattfindet, durchaus in Ordnung. Aber trotzdem sollten die Kinder im Vorschulalter noch frei bleiben von jedem Druck (darum heißt es Vorschule) und in erster Linie ihr Leben genießen, unbeschwert spielen und Spaß haben und so eine solide Basis für ein gesundes, glückliches Leben erhalten.
Da übrigens verspürt man Angesichts der aktuell diskutierten Reformen der Bildung in Schule und Vorschule das dringende Bedürfnis, sich schützend vor die Kinder zu werfen…
Staatliche Erziehung von Anfang an, den ganzen Tag – und das ist das zu befürchtende Resultat – kann keine Antwort auf eine Gesellschaft sein, die ein „normales“ Familienleben annähernd unmöglich macht. Und noch etwas wird bei allen wohlgemeinten Lösungsvorschlägen gerne vergessen: bei allen Reformen bleiben die Menschen die selben, ausübende Pädagogen oder Schüler. Die werden davon nicht besser oder williger.
Was aber unbedingt zu den Aufgaben der Vorschul-Pädagogik gehört, ist eine gewisse Sozialbildung. Der Umgang mit der ganzen, großen Welt und ihren Bewohnern, ein Mindestmaß an Umgangsformen – die „Kleinigkeiten“, die das Leben später so viel angenehmer und freundlicher machen. Da findet eine gewisse Vernachlässigung statt, und da setzt das Sinnestaumel-Prinzip an.
Über die grundsätzliche Gewaltfreiheit jeder akzeptablen Pädagogik bedarf es keines Wortes.
Das erklärte Ziel des Sinnestaumel-Prinzips ist, einen möglichst großen Teil zur gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – und manchmal auch Erwachsenen – beizutragen.
Unter einer gesunden Entwicklung ist die Entfaltung eines Individuums zu einem angstfreien, selbständigen und selbstbewussten, lebens- und entscheidungsfähigen, toleranten und fröhlichen Menschen zu verstehen, einem Menschen mit Bildung und Herzensbildung, kurz, einem Menschen, der in der Lage ist, zuversichtlich auf eigenen Beinen zu stehen und gelernt hat, anderen dabei nicht auf die Füße zu treten.
Auf die angestrebte Umarbeitung des Individuums zu einem genormten, klaglos funktionierenden Rädchen im System legen wir keinen Wert.
Die wie erwähnt ausgesprochen praxisbetonte Pädagogik füllt eine langsam entstandene Lücke: die vorgelebte, beispielgebende und prägende Erziehung, die eigentlich im Elternhaus stattfindet oder stattfinden sollte. Das dem nicht so ist, ist ein erschreckendes Resultat einer gesellschaftlichen Veränderung, die eigentlich keiner wollte, gegen die sich jeder machtlos fühlt und die eine Egomanie und Gleichgültigkeit gerade bei jüngeren Menschen hervorruft, die für jedes soziale Gefüge tödlich ist; eine Egomanie, die einem traurigen Herzen und einer unheimlichen Vereinsamung entspringt. Und die immer wieder entsetzliche Folgen hat, unter denen stets die Wehrlosesten zu leiden haben: die Kinder, die Alten und die Tiere.
Die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen, und wenn wir, die jetzigen Erwachsenen, weiter derartig lieblos und uninteressiert mit diesen Kindern umgehen, haben wir nichts besseres verdient, als genau die kalte, herzlose Zukunft, die uns dann erwartet.
Diesen Entwicklungen versucht das Sinnestaumel-Prinzip entgegen zu wirken.
Die unbestreitbaren Erfolge, die Sinnestaumel mit Einrichtungen wie der „Kiddi Citti“ (1999 – 2001) erzielt hat, gerade im Hinblick auf Kinder und Jugendliche, die als notorische Problemfälle bereits mehr oder weniger aufgegeben wurden, sprechen eine deutlichere Sprache als jede noch so wohlmeinende Abhandlung. Auf die inzwischen immer häufiger gestellte Frage, wie denn unser Prinzip funktioniert – und wieso es so erfolgreich ist – möchten wir hiermit eine Antwort geben.
Das Geheimnis ist wirklich kein Geheimnis und die Methode noch nicht einmal neu – zumindest wenn man nicht berücksichtigt, dass heute jede zweite uralte Erkenntnis als absolutes Novum gepriesen und gefeiert wird – sondern eine logische, vernunftgeprägte Antwort auf die Fehler der gängigen Pädagogik der Vergangenheit und Gegenwart.
Allerdings gibt es einige konkrete Richtlinien, die in ihrem speziellen Gefüge nicht nur erfolgreich, sondern durchaus auch innovativ sein mögen.
So legt Sinnestaumel größten Wert darauf, dass jede als solche erkennbare Erziehung oder Belehrung absolut vermieden wird – nur so lässt sich das notwendige Vertrauen aufbauen, um tatsächlich Zugang zu finden und Einfluss nehmen zu können.
Niemals – jedenfalls nicht den Kindern oder Jugendlichen gegenüber – wird offengelegt, dass Sinnestaumel etwas mehr ist als nur ein Ort oder eine Gruppe, wo man immer jemanden zum Reden findet, jederzeit mit jedem Problem auftauchen oder einfach nur so hingehen kann und ansonsten jede Menge Spass mit netten Menschen hat. Alles andere ergibt sich dort scheinbar durch Zufall.
Tatsächlich steckt hinter diesem Auftreten ein klares System.
Die deutliche Abgrenzung von den gewohnten kinder- und jugendpflegerischen Einrichtungen ist nötig, um auch gerade jene Heranwachsenden zu erreichen, die sich in einer – eigentlich gesunden und biologisch ganz richtigen – Widerstandsphase gegen jede Art der erzieherischen Einflussnahme befinden und alle diesbezüglichen Institutionen, angefangen mit der Schule, am liebsten meiden. Ratschläge werden bestenfalls von Freunden angenommen. Gerade aber diese Kids benötigen und wünschen gar nicht mal paradoxerweise klare Linien, Regeln und Vorgaben, um in dieser Zeit nicht völlig die Orientierung zu verlieren. Und die Sinnestaumel-Leute sind Freunde. Und erwachsen.
Die Begegnungsstätten selbst sind so niederschwellig wie möglich gestaltet, jede Teilnahme, auch an den Angeboten vor Ort, ist freiwillig. Menschen, nicht nur Kinder, sind neugierig und „Nachahmungstäter“ – man braucht sich als Pädagoge nur selbst mit irgendetwas zu beschäftigen, schon wird ein ganzer Schwarm von Kids um einen herumwimmeln, einem Löcher in den Bauch fragen und höchstwahrscheinlich mitmachen wollen. Der Jugendliche hat nicht das Gefühl, gerade zu lernen oder belehrt zu werden, er erfährt nur etwas. Und diese Art der Erfahrung und des unbewussten Lernens aus eigenem Antrieb ist im Regelfall von lang anhaltender Wirkung und wird auch nicht wieder vergessen. Alle Spiele des mobilen Kinderprogramms (Sinnestaumel Outdoors!) sind zum Beispiel so gestaltet, dass der Spaß am Spiel im Vordergrund steht, während die erzieherische Botschaft völlig unbemerkt hintergründig ihre Wirkung tut.
Die kreativen Angebote wiederum fördern nicht nur das Entdecken eigener verborgener Talente und Fähigkeiten, sie sind durch ihre möglichst alters- oder sogar generationsübergreifende Gestaltung ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel zur
Überwindung trennender, hemmender Unterschiedlichkeiten und zur Förderung des toleranten Umganges miteinander, bei dem häufig nicht nur die Jungen von den Alten lernen. Außerdem haben einige der Kreativangebote – hier besonders zu erwähnen ist das Arbeiten mit Speckstein (der natürlich weder asbesthaltig noch sonstwie gesundheitsgefährdend ist) – eine erstaunliche psychologische Wirkung: die Arbeit mit dem Stein zum Beispiel, das herausarbeiten von Formen, die angenehme Berührung mit dem verblüffend weichen Material entspannt und öffnet auf eine besondere Weise, die eine erstklassige Voraussetzung für die therapeutische Arbeit mit z.B. verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen bietet. Darüber hinaus eignen sich diese Kurse sehr gut, um destruktive Energien in konstruktive Bahnen zu leiten.
Das Sinnestaumel-Prinzip kennt weder Versager noch Verlierer, im Gegenteil: jedes Lebewesen ist ein Individuum und auf seine eigene, einzigartige Weise liebenswert, wichtig und bereichernd. So hat auch jeder seine speziellen Fähigkeiten und Begabungen, die es zu finden und zu fördern gilt – wobei Förderung als Ermunterung, Ermutigung und praktische Unterstützung zu verstehen ist. Darüber hinaus wird spielerisch und ganz nebenbei auf die erweiterten Möglichkeiten hingewiesen, die sich ergeben, wenn man seine verschiedenen Talente und Kenntnisse kompatibliert und miteinander teilt, statt sie in einer konkurrierenden Grundhaltung unverfügbar zu halten. So wird eine positive Einstellung zur Teamarbeit herbeigeführt und die Fähigkeit geschult, sich die Erfahrungen anderer ergänzend nutzbar zu machen – was eine ehrliche Achtung und gesunden Respekt vor Meinungen, Ansichten und Leistungen jenseits des eigenen Tellerrandes hervorruft, eine Toleranz und Anerkennung anderer Lebensweisen, die gerade im Hinblick auf die Integrationsproblematik heute so wichtig ist.
In diesem Zusammenhang kommt auch der zwanglose und freie Umgang mit den verschiedensten Religionszugehörigkeiten zum Tragen – Glaube ist schlicht zu akeptieren und respektieren, denn Glaube ist wichtig, wobei es im Rahmen des Sinnestaumel-Prinzips weniger darauf ankommt, welchen Glauben ein Mensch hat, solange er nur überhaupt einen Glauben hat. Das Sinnestaumel-Prinzip lebt die Toleranz als Selbstverständlichkeit vor, so wie letztlich alle Erziehungsziele als normal und selbstverständlich vorgelebt werden, und
Kinder sind von sich aus erfrischend unvoreingenommen und frei von falschen Hemmungen (ein Punkt, in dem fast alle Erwachsenen eher einiges von den Kindern lernen könnten als umgekehrt).
Und genau so tolerant wird jeder zunächst einmal nur als er selbst, als Persönlichkeit wahr- und angenommen, möglichst unbelastet und vorurteilsfrei, ohne Beeinflussung durch seine Vergangenheit, seine Herkunft und dergleichen. Hier und heute beginnt die Zukunft, jetzt bietet sich eine neue Chance. Aufarbeitungen finden, wenn nötig, nach dem Vertrauenfassen und Anfreunden statt.
Selbstverständlich gibt es auch bei Sinnestaumel ein paar klare, vernünftige und einleuchtende Regeln und Gesetze, die jeder zu befolgen hat: natürlich kein Alkohol etc., keine Gewalt, kein Rassismus, keine Unterdrückung von Kleineren oder Schwächeren und ähnliches. Der Umgangston ist höflich – es macht keine Mühe, höflich und freundlich zu sein, erleichtert das ganze Leben aber ungemein -, einigermaßen manierliche Formen sind erwünscht und werden gegebenenfalls freundlich, aber entschieden durchgesetzt. Und in Notfällen gilt unbedingt und ohne Diskussionen das Wort des jeweiligen Gruppenleiters. Wer sich, auch nach mehreren Ermahnungen, dauerhaft nicht an solche Abmachungen hält, fliegt raus – und das will seltsamerweise niemand. Also werden die Regeln akzeptiert, und da es sich ja nur um die Sinnestaumel-Leute handelt und nicht um Lehrer oder Eltern oder Vertreter einer staatlichen Einrichtung, fällt das mangels Voreingenommenheit auch gar nicht schwer.
Im Gegenteil, wie schon erwähnt sind die Kids froh, sichtbare Grenzen und Richtlinien vorzufinden. Natürlich werden diese erfahrungsgemäß sofort getestet und ausgelotet, und es wird mit Genuss und Erleichterung auf Granit gebissen. Hier hat keiner das Gefühl, dass es jedem egal ist, was er macht oder wie er sich fühlt (und ob er überhaupt existiert), hier hängt keiner in der Luft zwischen „Richtig“ und „Falsch“. Und dieses Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit, des Kind-sein-dürfens, fehlt an anderen Stellen total und wird doch so dringend gebraucht.
Geredet wird grundsätzlich offen über alles, und falls jemand Hilfe braucht, gerade wenn er wie auch immer gearteten „Mist gebaut“ hat, wird geholfen, das Problem zu lösen, und zwar ohne jeden Vorwurf oder gar Strafandrohung. Ein Kind oder ein Jugendlicher, der nach einer Untat genug Mut besitzt, sich jemandem anzuvertrauen, hat sich in der Regel schon mit
Selbstvorwürfen überschüttet und mit Wahrscheinlichkeit einige Ängste ausgestanden. Fehler können nur bereinigt werden, wenn man Mut genug hat, sie zuzugeben. Aber sie können bereinigt werden.
In weitreichenderen Situationen, zum Beispiel wenn Kindesmissbrauch, -misshandlung oder -vernachlässigung vorliegt oder vorzuliegen scheint, wird natürlich umgehend das zuständige Jugendamt oder gegebenenfalls kompetente Rechtshilfe hinzugezogen.
Neben Toleranz, Offenheit, ein wenig gesundem Respekt und Höflichkeit im Umgang mit anderen Menschen legt Sinnestaumel sehr großen Wert auf die Sensibilisierung für die Unverzichtbarkeit und die wichtige Rolle der Natur in unser aller Leben und eine Normalisierung im Umgang mit Tieren und Pflanzen.
Hier muss eigentlich von einer Re-Sensibilisierung und Re-Normalisierung gesprochen werden, da sich gerade Kinder und Tiere ursprünglich durch eine natürliche Sympathie eng verbunden fühlen.
Dass sich gerade in diesem inzwischen sehr gestörten Verhältnis die eingangs erwähnte gesellschaftliche Veränderung erschreckend und deutlich spiegelt, ist unbestritten.
Und gerade hier wird die „normale Schulpädagogik“ den Anforderungen nicht gerecht oder will es vielfach auch gar nicht werden, denn die Abwendung von der Natur wird perfider Weise von vielen Stadtinteressen gefördert. So kommen dann derart erschütternde pädagogische Übeltaten heraus wie in der folgenden – leider wahren – Geschichte: die Schulklasse (2. Klasse Grundschule) wird aufgefordert, eine Kuh zu malen. Ein Schüler, Florian, ist Sohn eines Landwirtes, der eine spezielle Rindersorte züchtet, mit schwarzem, zottigen Fell und breiten Hörnern. Nach Abgabe der Arbeiten kam Wundersames zutage: alle, wirklich alle Kinder hatten lila-weiße Geschöpfe gezeichnet (was den Lehrern völlig normal erschien), mit einer Ausnahme. Florians Kuh war schwarz, groß und zottig, mit breiten Hörnern… Und das war ganz eindeutig nicht normal. Florian wurde „Kunde“ des Schulpsychologen. Da fragt man sich wirklich, nach was für Vorgaben unsere Kinder da erzogen werden!
Hier besteht ganz klar akuter Handlungsbedarf.
Auch hier findet jedes pädagogische Geschehen im Hintergrund statt – eingepackt in spannende Spiele und abenteuerliche Spezialaktionen. Und die Natur selbst – eben nicht so „schmutzig“ und „eklig“, wie es dem durchschnittlichen Stadtkind zur Zeit (wie schon erwähnt politisch durchaus gewollt) beigebracht wird – bietet ein ganzes, gewaltiges Repertoire an Spannung und Abenteuer, die nur in den richtigen Blickwinkel gerückt werden müssen, und ist ein großartiger Lehrmeister!
Der mittlerweile leider weitverbreiteten und teilweise fast hysterischen Angst mancher Kinder vor Tieren aller Art muss allerdings auf therapeutischem Wege begegnet werden. Hierfür ist eine intensive Arbeit mit unseren diesbezüglich gut erprobten Therapeuten unverzichtbar, wobei auch und gerade in diesem Falle das scheinbar zufällige Beschäftigen mit dem „Patienten“ und seinem Problem – am Rande des normalen Programmes, sozusagen – die Grundlage für das benötigte Vertrauen und den späteren Erfolg bildet.
Diese pädagogische Ausgewogenheit, eine heitere Grundstimmung, klare Strukturen und die tollen Programme, die natürlich die (für Erwachsene manchmal schwer nachvollziehbaren) gerade angesagten Themen und Vorlieben der Kids berücksichtigen und es früher oder später schaffen, das Interesse fast aller Kinder, Jugendlichen – und mancher Erwachsener – zu gewinnen, bilden die Basis des Sinnestaumel-Prinzips.
In einer Kurzfassung könnte man sagen, das Sinnestaumel-Prinzip besteht aus zwei Säulen: Erziehen durch das vorgelebte Beispiel und Lehren durch Erfahrung. Und das aus ganzem Herzen.
Der letzte und vielleicht wichtigste Aspekt ist allerdings der ausführende Pädagoge, Betreuer, Erzieher. Mit ihm steht und fällt das ganze Programm, daher ist die Auswahl der jeweiligen Mitarbeiter immer eine besondere Herausforderung.
Dieser Mensch muss in der Lage sein, Freundlichkeit und Fröhlichkeit zu verbreiten und trotzdem über ein gewisses Durchsetzungsvermögen verfügen, er muss phantasievoll und begeisterungsfähig sein, vertrauenswürdig und selbstdiszipliniert. Nie darf er es gewissen Eltern gleichtun, auf die das berühmte Sprichwort passt: Do as I tell you to do, but don´t do as I do. Er muss die Erziehungsziele vorleben – überzeugend und aus Überzeugung.
Er sollte natürlich ein gewisses psychologisches Gespür haben und in der Lage sein, destruktivem Verhalten konstruktive Ziele entgegen zu setzen – die größten Störenfriede werden erfahrungsgemäß schnell zahm, wenn sie mit Verantwortung und Aufgaben betraut werden. Oft ist nur der Frust über die Langeweile der Unterforderung die Ursache für Rebellion.
Doch zunächst muss sich dieser Mensch gut an seine eigene Kindheit erinnern, sich seine damaligen Empfindungen, Perspektiven, Wünsche, Ängste und Ansichten gründlich vergegenwärtigen und sie nie wieder vergessen, solange er sich mit den Kids beschäftigt. Schlicht, er muss zu einem guten Teil selbst wieder Kind werden.
Was er getrost vergessen darf ist (fast) alles, was er an pädagogischen Theorien gelernt und gelesen und studiert hat, denn das meiste ist in der Praxis nicht zu gebrauchen. Kinder passen einfach nicht in Schubladen oder Schemata. Gott sei Dank.

Die Hamburger Kitalympics

Alle zwei Jahre in der Sporthalle Alsterdorf

… sind so umfassend, dass wir ihnen eine eigene Seite gewidmet haben.